Vorgestern starb Lane.
Das kleinste der drei Schafe. Lungenentzündung.
Als die Tierärztin kam, um ein Ende zu setzen, hatte Lane schon selbst entschieden zu gehen.
Auch Schafe trauern. Solange Lane noch atmete, waren die beiden anderen immer wieder an seiner Seite.
Als es für immer ausatmete, hörten wir ihr Rufen. Das war dieses andere Mäh. Das war dieses schmerzliche und suchende Mäh. Laut und aufgeregt. Als wenn sie sagen wollten, Lane ist gegangen – aber wir, wir sind noch da.
Schafe dürfen nicht vergraben werden. Schade. Ich hätte sonst selbst unseren Platz unter den Birken im Garten angeboten. Da liegen schon andere Schätze unter der Erde.
Schafe müssen geholt und weggebracht werden. Was dann mit ihnen geschieht, das wollen wir gar nicht so genau wissen.
Auch wenn es nur die wollene Hülle war, die da in einer Schubkarre abgedeckt darauf wartete entsorgt zu werden, saß darunter schließlich mal ein pochendes Herz, das geliebt wurde.
Familie S. baut den kleinen Stall an anderer Stelle auf. Das alte Stroh wird durch Frisches ersetzt. Der Zaun neu gesteckt.
So würde man es wohl auch machen, wenn ein Mensch gestorben ist. Das Bett abziehen, das Zimmer säubern, das Leben neu ordnen und Platz für die Trauer machen.
Ich vermisse Lane. Zwei machen keine Gruppe, keine Herde, keine Clique. Zwei ist etwas ganz anderes.
Ich hab sie innerlich manchmal die drei von der Tankstelle genannt. Vorbei.