Freeze

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Nicht alle haben überlebt. Ich finde sie auf dem Rücken liegend, zwischen dem Immergrün, unter der großen Samthortensie.

Vor drei Tagen, entdecke ich sie erstarrt und unbeweglich, auf den großen, lilafarbenen Blütenschirmen. Dutzende. Unfähig, ihren Schnorchel in den süßen Nektar zu tauchen. Unfähig, sich zu bewegen. Oder schlau, sich nicht zu bewegen. Diese Hummeln sammeln keinen Nektar – sie sammeln Wärme. Energieersparnis durch Bewegungslosigkeit. Haben sie sich dabei überschätzt? Zu Tode gespart?  Ich pflückte einige, von den Blütendolden, wie Himbeeren von einem Strauch und wärme sie in einer kleinen Kiste, in der Sonne auf. Nach einigen Stunden, höre ich ihren Motor warm laufen- dann fliegen sie. Die anderen, bleiben der Kälte der Nacht ausgeliefert. Ich kann die unbeweglichen, kleinen, schwarzen, Hummelkörper aus dem Fenster aus der Ferne her beobachten. Es mutet seltsam an. Totenstarre.  Bienen oder Hummeln die nicht summen, sind wie Katzen, die nicht schnurren.

Einige sterben in dieser Nacht im Blütenmeer. In meinem ganzen Gartenleben, habe ich so etwas noch nie beobachtet.

Es ist nicht nur die Kälte. Es ist der Wind, der an ihnen zerrt.  Die zarten Gebilde ihrer Flügel aus Pergament, ruhen zerrissen und verletzt auf ihren haarigen Körpern. Keine Chance auf Heilung. Wie  will sich auch ein Hauch  aus Glas reparieren?

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Seit vorgestern ist der Sommer zurück. Die Hummeln fliegen wieder.

Ich sammele die verstreuten  Pelze auf und streue sie zwischen die Büsche ins Wäldchen. Jetzt frieren sie wenigstens nicht mehr.

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