Noch etwas zerdrückt. Den Abdruck der Zähne noch im Fell. Noch in der Schockstarre des Unglaubens, bevor die kleinen Füße, in den Schutz des alten, vertrockneten Frauenmantels flitzen. Noch mal davongekommen.
Es sind nicht die Augen. Es ist dieses kleine, quietschende Geräusch der Angst, das mich auf den Plan ruft. Au Secours! Signale der allerhöchsten Not. Leben und Tod, nur einen Biss entfernt. Kurz davor, alles zu verlieren.
Jeden Tag aufs Neue geht so viel verloren in dieser Welt. Ich schaue und lese Nachrichten und bin stumm. Hilflos sehe ich zu, höre ich zu, wie Kostbares einfach verschwindet. Beziehungen, Träume, die Liebe, Worte, Geschichte, die Hoffnung – und vor allem das Leben. Dann schließe ich die Augen, lenke mich ab, schaue ins Grün.
Notrufe in meiner Reichweite, kann ich nicht ignorieren.
Rettung als Wiedergutmachung, für so viel gebundene Hände an anderer Stelle. Auch wenn es nur, um das Weiteratmen einer klitzekleinen Lunge, in einer wolligen Hülle geht.
Und wie gesagt: Jede und jeder in unserem Garten kriegt seine Chance.

Meine Katze würde schmollend dazu bemerken:
„Blanker Unsinn! Du hast mir was geklaut! Mir ist gerade was verloren gegangen. Etwas Weiches und Warmes und Leckeres. Was bietest du mir stattdessen? Thunfisch in Sauce aus der Tüte? Der wäre auch gern noch etwas weiter- geschwommen.“
